Countrynight Gstaad 2014
Swiss Highwaymen

Ricky Skaggs

Kellie Pickler

Josh Turner

Die Country-Gala im Berner Oberland

Es ist wieder das legendäre Septemberwochenende in dem 3000-Einwohnerort Gstaad im Berner Oberland. Die Straßen sind mit allerlei Westerndekorationen geschmückt, was dazu folgern lässt, dass die Countrynight Gstaad erneut bevorsteht. So ist das heuer zum 26. Mal wieder der Fall. Wie immer hat das Team um Marcel Bach ein großartiges Line-Up auf die Bühne im Galazelt bestellt. Insgesamt vier Acts bieten den Besuchern ein facettenreiches Programm - von traditionellem Country bis hin zum modernen Country, fein abgeschmeckt mit einer gut dosieren Prise Bluegrass. Somit sollte jeder Gast etwas für seinen Geschmack gefunden haben. Die Show beginnt am Freitag und Samstag pünktlich um 18:00 Uhr und Moderator Jürg Hofer führt wieder gewohnt souverän und mehrsprachig durchs Programm.

Den Anfang machen die SWISS HIGHWAYMEN. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich hier um vier Künstler aus der Schweiz, allesamt sehr bekannt in ihrer Heimat. Es sind dies Heinz Flueckiger, Andy Martin, Buddy Dee und Georg Hug, der selber vor ein paar Jahren auch schon mit seiner Band auf der Gstaader Countrybühne stand. Begleitet werden die vier Herren von weiteren fünf Musikern. Das 45-minütige Programm erinnert wenig an die original „Highwaymen“, lediglich deren Konzept wurde aufgegriffen, so erläutert es Georg Hug im Interview. Alle ihre Ansagen machen sie in ihrer Landessprache. Die Musikauswahl ist traditionell bunt gemischt, auch gibt es Honky-Tonk-Rhythmen zu hören. Mit „Is anybody going to San Antone“ geht es etwas ins Tex-Mex und auch die Country-Rock Schiene wird mit „Kick a little“ von Little Texas bedient. Im Interview verrieten sie uns noch von den geplanten Weihnachtskonzerten mit Jeff Turner in verschiedenen Kirchen in der Schweiz. Als Zugabe bieten die Künstler den Titel „Last Cowboy Song“ – fast schon a capella im Walzertakt. Ein Song mit „cry in my beer“-Charakter. Nach gut 45 Minuten ist der erste Act vorbei. Alle Musiker präsentieren solide Handwerkskunst auf ihren Instrumenten und Stimmen. Allerdings hat der Tontechniker es nicht geschafft, diese harmonischen Gesänge ausreichend in den Vordergrund zu transportieren, so dass die SWISS HIGHWAYMEN immer gegen ihre Rhythmussektion ansingen mussten und bisweilen mit ihren Stimmen untergingen. Nach Ende des letzten Acts im Galazelt geht es mit den SWISS HIGHWAYMEN in der Halle vor dem Zelt weiter bis in die Nacht.

Nach dem Auftritt der SWISS HIGHWAYMEN wird eine Überraschung angekündigt. Dazu wird flugs die Bühne etwas umgebaut und dann betritt die britisch-schweizerische Künstlerin Kristy Bertatelli mit drei Belgeitmusikern für ein kurzes Gastspiel die Bühne. Begleitet von zwei Gitarren und einem Piano gibt sich die Künstlerin, welche bei Universal unter Vertrag steht, eher gefühlvolleren Titeln hin. Zum Schluss präsentiert die ehemalige Miss United Kingdom einen Titel ihres Idols Dolly Parton – „I will always love you“.

Nun folgt eine kurze Umbaupause und der nächste Künstler wird angesagt. Die nächsten 60 Minuten gehören den Fans von Bluegrass- und Gospelmusik. Ein gut gelaunter RICKY SKAGGS betritt unter tobenden Applaus mit seiner Band „Kentucky Thunder“ die Bühne. Mittlerweile schon das dritte Mal in Gstaad dabei, verzaubert er das anwesende Publikum immer wieder aufs Neue. Dabei überzeugt er mit Witz und Charme, glasklarem Sound, perfektem Spiel und seiner Spielfreude, welche sofort auf die Fans überschwappt. Bei vielen Titeln seiner Show gibt es Szenenapplaus nach den Solis der insgesamt sieben Musiker. Immer wieder erwähnt Ricky, dass er ein großer Fan von Bill Monroe sei und einfach nicht von ihm wegkommen könne. So finden sich auch ein paar Titel von ihm in seinem Repertoire, zum Beispiel „Toy Heart“. Er bezeichnet Bill Monroe als seinen „musikalischen Vater“, erzählt davon, wie sie beide zur Kirche gingen oder miteinander gegessen haben. Auch ein Tribut an Doc Watson wird gezollt. Der Titel „Tennessee Stud“ wird zu Doc’s Ehren zum Besten gegeben. Ricky erinnert auch an seine Country-Zeit im „letzen Jahrhundert“ und bietet dem geneigten Publikum auch ein paar Titel aus dieser Zeit, unter anderem „Heartbroke“ und „Honey“.  Der Song „New Jerusalem“ fiel dann aber eher in die Richtung Gospel. Unterhaltsam auch die Geschichte zu diesem Lied – Ricky hat die Melodie geträumt, ist wach geworden und hat es sofort auf seinen Mini-Recorder aufgezeichnet, erzählt er den gebannt lauschenden Fans. Gegen Ende der Show geht mit dem „Highway 40 Blues“ noch einmal die Post im Galazelt ab. Als Zugabe gibt es den Titel „Cryin my heart out over you“, ein Werk von Lester Flatt, Earl Scruggs, Carl Butler und Earl Sherry. Ricky Skaggs und Kentucky Thunder verlassen danach unter standing ovations die Bühne.

Dann stand eine etwas längere Pause auf dem Programm. Diese konnte man nutzen, um die vielen Stände in der Halle vor dem Zelt zu besuchen oder auch um eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken. Das Angebot hierfür war vielfältig.

Nach etwa 60 Minuten wird ein weiterer Star aus den Staaten angekündigt. Kellie Pickler macht nun die folgenden 90 Minuten ordentlich Dampf. Mit „Bonnie & Clyde“ und dem wohl nicht ganz ernst gemeinten Titel „Things that never cross a mans mind“ herrscht schon Stimmung im Galazelt. Kellie versteht es, mit dem Publikum zu agieren und sucht auch immer die Kommunikation zu den Fans. Sie erklärt ein wenig die Geschichte der Titel. Ihr Ehemann Kyle Jacobs hat ein Lied für sie geschrieben. Dabei handelt es sich nicht um ein Liebeslied oder ähnliches, witzelt der Wirbelwind aus North Carolina. Der Titel heißt nämlich „No cure for crazy“. Mit ihrer eigenen Version von „Someone somewhere tonight“ – einem Klassiker von u.a. Pam Tillis und Kenny Rogers – gelingt es Kelly, ihre eigenen „Footprints“ in diesen Titel zu legen. Immer wieder erwähnt Kellie, dass sie von ihren Großeltern aufgezogen worden ist und somit auch deren Musik gehört habe. So hat sie sich schnell in die Countrymusik verliebt und zählt als ihre Idole Namen wie Dolly Parton, Loretta Lynn und Tammy Wynette auf. Als eine kleine Hommage gibt sie „Stand by your man“ zum Besten, welcher sich als ein Showstopper entpuppt. Kellie hatte nie mit so einer Reaktion gerechnet und kann es selbst nicht glauben, was man ihr auch ohne Zweifel ansieht. So ist es kein Wunder, dass es noch ein paar weitere „Hommagen“ wie „White Lightning“ und „Walking after midnight“ gibt, bevor sie wieder auf ihre eigenen Titel umschwenkt. Die sympathische Kellie Pickler berichtet dann noch von ihrer Zeit bei „American Idol“. Sie wäre ja bis zu dieser Zeit noch nirgendwo anders daheim gewesen und somit war für sie alles neu und kaum begreiflich. Nach dem Ende der „American Idol“-Zeit wollte sie nach Nashville geschickt werden. Auf dem Weg dorthin schrieb sie die emotionsgeladene Ballade „I wonder“, welche in ebensolcher Weise dargeboten wird. Mit „Best days of your life“ wird dann nach der grandiosen Bandvorstellung das Ende der Show eingeläutet. Allerdings nicht ohne Zugabe. Der Titel „Red High Heels“ darf nicht fehlen und wurde bewusst bis zum Ende aufgehoben. Danach lässt es sich Kellie nicht nehmen, noch ein paar Autogramme am Bühnenrand zu schreiben, bevor sie ebenfalls unter stehenden Ovationen die Bühne verlässt. Kellie überzeugte mit viel Charme und Sympathie, ihrer Natürlichkeit, einer kernigen Band und knackigem Sound. Ihre Show hatte mit Sicherheit Headlinerqualitäten.

Doch da war ja noch JOSH TURNER, ein Mann mit einer Stimme tiefer als der Marianengraben. Das Bühnenbild lässt auf klassische Countrymusik ahnen. Dort gibt es Fiddle, Banjo, Pedal-Steel Guitar und die übliche Rhythmussektion. Nach dem Grußwort von Marcel Bach und der Begrüßung der Sponsoren wird der Headliner der diesjährigen Countrynight Gstaad nach einer kurzen Videosequenz unter großem Beifall auf der Bühne empfangen. Auch Josh gibt mit „Backwoods Boy“ erstmal die grobe Richtung seiner fast 100minütigen Show vor. Unterstrichen werden seine Titel von verschiedenen Filmclips, Videoeinblendungen und -effekten auf den seitlichen Leinwänden des Galazeltes. Selbstverständlich darf seine erste Nummer eins „Your man“ nicht im Programm fehlen. Dazu gibt es das Video zum Titel zu bestaunen. Der Künstler aus South Carolina nutzt auch die Gelegenheit, sich bei seinem Sponsor zu bedanken und macht auch auf sein Buch „Man Stuff“ aufmerksam, fast wie bei einer Verkaufsveranstaltung. Seine Show umfasst nahezu alle seine Hits, es gibt zudem eine Barstool-Session mit ein paar Balladen, bei denen seine sonore Stimme voll zur Geltung kommt. So kommt das Publikum seinerseits in den Genuss von „Me and God“, „Punching Bag“, „Time is love“ und selbstverständlich auch „Long black train“.  Josh Turner versteht es, sein Publikum von einer Emotion in die nächste zu befördern. Da gibt es Gänsehautstimmung zum einen und gleich darauf tobt das Zelt wieder zu „Would you go with me“. Ebenfalls großen Zuspruch findet seine neue Single aus dem bald erscheinenden Album. „Lay low“ heißt dieser Titel auf dem neuen Silberling, dargeboten in nahezu schon CD-Qualität von Josh und seiner perfekt abgestimmten Band. Der Sound generell war bei Josh optimal abgemischt und auch die kleinen Dinge gingen tontechnisch nicht unter. Mit „Why don’t we just dance“ wird nun das Ende seiner Show eingeläutet. Natürlich gibt auch Josh Turner noch eine Zugabe und so steht nach gut anderthalb Stunden das Zelt nochmals Kopf, als der Titel „Firecracker“ erklingt.
Nach fast sieben Stunden Countrynight Gstaad stellt man fest, dass die Zeit viel zu schnell vergangen ist. Die Mischung war großartig, das Line-Up fantastisch. Marcel Bach und sein Team hatten erneut einen guten Riecher für das Publikum. Unter diesen Voraussetzungen freuen wir uns schon auf die 27. Countrynight Gstaad 2015.

Weitere Fotos der Countrynight Gstaad sind in unserer Bildergalerie zu finden.

 

Rainer M. Pech
für Countrymusic24.com


erstellt am 25.09.2014 von mit Rainer
 
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