Gold Heart aus Virginia (USA) im Gablonzer Haus
Strictly Bluegrass

Gold Heart

gemeinsame Session

Die Shootingstars des Bluegrass erstmals auf Tour in Deutschland und Österreich

Ein besonderes Konzert erwartete die Besucher im Gablonzer Haus in Kaufbeuren. Dem örtlichen Konzertveranstalter Frank Rickal war es nämlich zu verdanken, dass die Bluegrass-Familienband Gold Heart an diesem Abend auf der Bühne des Konzertsaals in Kaufbeuren-Neugablonz stand. Er hatte in seiner Funktion als Tourmanager die Band nach Deutschland und Österreich geholt.

Zunächst lieferte aber die aus dem Raum München stammende Bluegrass-Formation „Strictly Bluegrass“ den Support. Schnell wurde deutlich, dass diese Band hinsichtlich ihrer musikalischen Qualitäten und ihres Unterhaltungswertes wesentlich mehr als eine Vorgruppe war, zumal Gregor Thurmair als Conferencier zwischen den einzelnen Titel auch immer wieder für amüsante Kommentare sorgt. So zum Beispiel auch bei der Erklärung der Entstehung des Bandnamens: Sie seien immer wieder gefragt worden, ob sie auch „Country Roads“ spielen würden, nein, der Name „Strictly Bluegrass ist Programm. Das Repertoire der band bewegt sich zwischen Bekanntem („Fox On The Run“), irischen Weisen und echtem Bluegrass, bei dem auch Dieter Rahner seine instrumentale „Allzweckwaffe“ zum Einsatz bringt. Musikalisch liefern Günther Wimberger (Kontrabass, Gesang), Dieter Rahner (Banjo, Dobro, Mandoline, Gesang), Emanuel Niklas (Gitarre, Gesang) und Gregor Thurmair (Fiddle, Mandoline, Gesang) höchstes musikalisches Niveau. Der perfekte Harmoniegesang gipfelt in einem a capella vorgetragenem Gospel. Der Unterschied zwischen Bluegrass und Country, so erklärt es Gregor Thurmair, liege darin, dass dieser ohne Schlagzeug und technische Unterstützung auskomme. Bluegrass sei halt echte Handarbeit.

Dies wird dann auch beim Konzert der Headliner des Abends, Gold Heart, deutlich. Auf der Bühne steht nur die Band mit ihren Akustik-Instrumenten um ein Mikrofon: Tori (Mandoline, Gesang), Jocey (Gitarre, Gesang), Shelby (Fiddle, Gesang), Trent (Bass) und der 13jährige Bruder Kai, der erst vor eineinhalb Jahren mit dem Banjo spielen angefangen hat, mittlerweile aber bereits ein Meister seines Faches ist.
Die Familie, die mit Nachnamen auch Gold heißt, hatte in den Tagen zuvor bereits umjubelte Konzerte feiern dürfen. Die Bedeutung des Gastspiels zeigt sich auch an der Gästeliste des Abends. So kann Frank Rickal den Bluegrass-Experten Eberhard Finke, Thomas Fetz vom Country Club Switzerland sowie den Oberbürgermeister der Stadt Kaufbeuren, Stefan Bosse, begrüßen.

Nach der Begrüßung legen Gold Heart los und haben bereits mit dem ersten Song das Publikum durch ihre Spielfreude für sich eingenommen. Neben Bluegrass-Standards der Stanley Brothers, von Bill Monroe oder Flatt & Scruggs sind natürlich auch einige eigene Songs, vor allem aus dem letzten Album „Places I´ve Been“ im Repertoire. Und schnell wird deutlich, dass Folk-Altmeister Tim O´Brien mit seiner Bewunderung für Gold Hearts Songwriting, Guitar-Picking und Harmoniegesang absolut Recht hatte. Musik nimmt bei Familie Gold eine wichtige Rolle im Leben ein. Sie würden überall singen, unterwegs auf Tour oder zuhause in der Küche, erzählt Tori. Mutter Kim habe den Schwestern den Harmoniegesang gelehrt. Ihr a capella-Vortrag des Titels „Travelling Shoes“ ist einfach hohe Sangeskunst. Die eigenen Songs werden überwiegend von den beiden Schwestern Jocey und Shelby geschrieben. Neues festes Mitglied der Band ist nun auch Kai, der von den Eltern Kim und Trent zum Banjo spielen überredet werden konnte, indem ihm ein Hund als Haustier versprochen wurde, falls er eine bestimmte Anzahl an Titeln von Flatt & Scruggs einüben würde. Dieses Versprechen muss unheimlich motivierend gewesen sein. Kai hat mittlerweile den Hund bekommen, den er dann auch nach Earl Scruggs benannte.

Und auch die 12jährige jüngste Tochter, Kaly Gold, steht schon in den Startlöchern, in die Fußstapfen ihrer Eltern und Geschwister zu treten. Ihre Interpretation des Titels „Travelling Soldier“ von den Dixie Chicks verleiht dem Titel die entsprechende Feinheit und dem Zuhörer das entsprechende Gänsehautgefühl. Tori, Jocey, Shelby und auch Kaly besitzen himmlische Stimmen, die für Hymnen wie „How Great Thou Art“ prädestiniert sind. Und die eigenen Songs, wie der Titelsong ihres Albums „Places I´ve Been“, besitzen durchaus Ohrwurmcharakter.

Im zweiten Set nach der Pause geht es auch ein wenig in die musikalische Geschichte der Band, die bereits seit zehn Jahren existiert. Aus dem Debütalbum von 2006 präsentieren Gold Heart den Song „Mama´s Flower“, den sie ihrer und aller Mütter widmen.

Natürlich brauche jede Bluegrass-Band, so Tori, auch einen Eisenbahn-Song. Und so schrieb Jocey Gold für das neue Album den Titel „Steam Engine“, der dem Publikum zu Gehör gebracht wird.
Gegen Ende des Auftritts zeigt sich dann auch ein wenig Wehmut, denn die Familie Gold habe in der Woche viele Freunde in Bayern gefunden, insbesondere auch in ihrem Tourmanager Frank Rickal. Und wie immer sorgt an diesem Abend auch Herbert Schildhammer am Mischpult für den richtigen Ton. Am Ende reihen sich dann schließlich auch noch einige musikalische Höhepunkte aneinander, beginnend mit einer Interpretation von Vince Gills „Go Rest High On That Mountain“, über einen ganz neuen Song, den die Gold Hearts auf dieser Tour zum ersten Mal spielen, bis hin zur gemeinsamen Session mit „Strictly Bluegrass“.

Ein Konzertabend, der leider viel zu schnell verging, und wer nicht da war, der hat gewiss ein großartiges Konzertereignis verpasst.

Andreas Hilgart


erstellt am 03.11.2015 von mit Andy
 
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