Countrynight Gstaad 2023
Florian Fox

Randall King

Jo-El Sonnier

Miranda Lambert

Schon seit vielen Jahren verschlägt uns im September der Weg ins malerische Gstaad im Berner Oberland in der Schweiz. Die Countrynight Gstaad jährt sich dieses Jahr das 34. Mal. Im Gstaader Galazelt geben sich seit Gründung des Festivals die großen Künstler der Countrywelt die Klinke in die Hand und jedes Mal wieder schaffen es Marcel Bach und sein Team, diese Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem zu machen und die Messlatte und das Niveau immer wieder aufs Neue anzuheben.

Florian Fox:

Den Beginn machen Florian Fox und seine Band. Er ist sozusagen der Lokalmatador aus Zürich. Mit seinen 31 Jahren kann der sympathische Künstler schon auf eine respektvolle Karriere blicken. Musikalische Inspiration bekam er sozusagen schon im Kindesalter, als sein Vater immer Schallplatten des großen Johnny Cash auflegte. Das, und der Film „Walk the line“ waren für ihn der Startschuss in seinem musikalischen Werdegang. Für ein Jura-Studium reiste Fox in die vereinigten Staaten, schlug aber dann eher den Weg zur Countrymusik ein und mit Schützenhilfe von Chuck Mead (BR5-49) erschien auch bald sein erstes Album „Made in U.S.A.“.
Man bezeichnet Florian Fox gerne als den „Schweizer Johnny Cash“, was wohl seiner sonoren Barition-Stimme geschuldet ist. Er selbst aber sieht sich eher als „Botschafter der US-Countrymusik in der Schweiz“. Man bekommt von ihm auch keine Johnny Cash-Tribute-Show, sondern ehrliche, handgemachte eigene Songs, perfekt dargeboten von ihm und seiner Band. Dabei findet man immer wieder Einflüsse von Rockabilly und Honky-Tonk. Seine Band ist ausgestattet mit Schlagzeug, Kontrabass, akustischer Gitarre und einer E-Gitarre. Mit dem Titel „Blueberry Mountain Train“ startet offiziell die Countrynight Gstaad und in Windeseile hat er auch schon das eifrig mitklatschende Publikum auf seiner Seite. Für den Song „Wasted again“ holt Fox Gabriel Miranda auf die Bühne. Ab diesem Zeitpunkt begleitet er mit seiner Fiddle die Fox-Band. Dabei kommen auch seine meisterhaften Fiddle-Solis nicht zu kurz, was man vor allem bei dem Titel „Orange Blossom Special“ erfährt, in dem sich die Lead-Gitarre und die Fiddle ein regelrechtes Battle lieferten. Keine Frage, dass das Publikum solche Aktionen mit tobenden Applaus honoriert. Wenn man die Augen zumacht und dem Song „Pretty Baby“ lauscht, könnte man fast meinen, dass der „Man in black“ persönlich auf der Bühne steht. Der Vergleich mit Johnny Cash kommt also nicht von ungefähr. Mit „Daddy worked the pole“ findet die Hommage an seinen Mentor Chuck Mead Gehör. „Georgia“ schließt das Set von Florian Fox ab. Stehende Ovationen und lang anhaltender Schlussapplaus sind das Zeichen dafür, dass der sympathische Schweizer alles richtig gemacht und mit seiner Musik voll und ganz überzeugt hat.

Randall King:

Nach einer kleinen Umbaupause kommen jetzt die Fans von Texas-Country auf ihre Kosten. Der Anblick einer Pedal-Steel-Guitar auf der Bühne, lässt uns auf eine tolle Show hoffen. Nach seinem Intro besetzt seine Band die Stationen an Schlagzeug, Bass, E-Gitarre und der eben erwähnten Pedal-Steel-Guitar und tritt mit der Eröffnungsnummer „Tonk til I die“ mächtig aufs Gas. Schon hier gibt es für das Publikum kein Halten und es wird mitgemacht, so gut es eben in einem Sitzkonzert möglich ist. Der Texas-Style zieht sich wie ein roter Faden durch Randall Kings Set und mit „Baby do“ wird nahtlos weitergemacht. Gänsehautfeeling gibt es bei „Mirror Mirror“. Eine gefühlvolle Ballade, bei der Randall King stimmlich schon Ähnlichkeiten mit dem großen Randy Travis aufweist. Sogar der große Garth Brooks ist von King angetan und bezeichnet ihn als „verdammt guten Songschreiber“ und für Garth ist Randall das, was Countrymusic ausmacht. Sozusagen ein Ritterschlag für Randall King. King versteht es, mit seinem Publikum zu interagieren und unterhält perfekt. Die Spielfreude, die er und seine Band auf der Bühne haben, wirkt sich innerhalb kurzer Zeit auf das Publikum aus. Das ist Entertainment und Countrymusic at it’s best. Es folgen Hits wie „My baby she’s blue“ und „Tuggin‘ on my heartstrings“. Nun blickt Randall King zurück auf den Anfang seiner Karriere. Dabei erinnert er sich an seine erste Single im Country Radio. Es war der Titel „Keep her on the line“ aus seinem Debut-Album aus dem Jahre 2018, welcher natürlich auch dem Gstaader Publikum präsentiert wird. Seine aktuelle Single heißt „You’re the one waitin on“ und ist eigentlich ein Song des großen Alan Jackson. Randall King hat ihn aktuell auch eingespielt und auch das gut gefüllte Galazelt kommt in den Genuss dieser gefühlvollen Ballade, bei der Randall noch einmal seine stimmlichen Qualitäten unter Beweis stellt. Danach ist es Zeit, seine Band vorzustellen. Hierbei zeigt die Band eindrucksvoll, dass sie nicht nur Country beherrscht, sondern auch etwas härtere Töne anschlagen kann - tobender Beifall des Publikums inklusive. Etwas emotional wird King, als er vom Verlust seiner Schwester im Jahre 2020 erzählt. Ihr hat er den Song „I’ll fly away“ geschrieben. Man merkt bei seiner Performance, dass ihm diese Sache immer noch schwer auf dem Herzen liegt und es ihm sichtlich nahe geht, und auch dem Publikum kann man einen Kloß im Hals anmerken. Es folgt nun seine Single „You in a Honky-Tonk“ und damit wird auch der Endspurt seines Sets eingeläutet. Seine Band zeigt sich noch einmal von ihrer besten Seite und besonders Matthew Harder an der Pedal-Steel-Guitar überzeugt hier erneut an seinem Instrument. Viel zu schnell vergeht die Zeit, wenn so ein genialer Künstler wie Randall King auf der Bühne steht. Es war mit Sicherheit das Highlight der diesjährigen Countrynight Gstaad.
Nach den ersten beiden Acts findet immer eine längere Pause statt. Hier hat man nun die Gelegenheit, einen kleinen Imbiss zu nehmen, etwas zu trinken, oder an dem gut sortieren CD-Shop ein paar Souvenirs mitzunehmen. Sämtliche Künstler der Country Night kann man hier auf einem Silberling mit nach Hause nehmen.

Jo-El Sonnier:

Die Bühne wird nun umgebaut und schon zum Soundcheck erklingt Cajun- und Zydecomusic. Die Band um Jo-El Sonnier spielt sich schon mal warm. Insgesamt acht Musiker begleiten den sympathischen Jo-El auf der Bühne. Er ist ebenfalls ein „Wiederholungstäter“ in der Schweiz. Im Jahr 1994 gastierte er schon einmal bei der Country Night und hat damals schon eine farbenprächtige Show abgeliefert. Gut gelaunt kommt er mit seinem Cajun-Akkordeon auf die Bühne und sofort hat er das Publikum im Griff. Die Musik macht einfach gute Laune und man spürt direkt den „les bons temps rouler“-Spirit aus Louisiana. „Let the good times roll“ heißt es bei jedem Song. “Diggy Liggy Low” und auch eine fantastische Cajun-Version des Klassikers „Jambalaya“ heizen die Stimmung im Galazelt weiter an. „Ich trete bei jeder Show auf, als wäre es meine Letzte.“ – diese Aussage des 77jährigen Künstlers hat er als Motto mit dabei. Jo-El Sonnier gibt Vollgas, spielt, singt, entertaint, wirbelt wie der Wind über die Bühne, um nah bei seinen Fans zu sein. Großen Beifall ernten regelmäßig seine beiden Fiddler, in dem Fall Vater und Sohn. Sonnier erklärt auch einiges zu seinen Songs und mit „No one one more time“ wird es etwas geruhsamer. Im Anschluss erleben wir im Galazelt eine Zydeco-Version des Chuck Berry-Klassikers „Johnny B. Goode“, bei dem die Stimmung mal wieder einem Hexenkessel gleicht. Mit „Tear stained letter“ geht es langsam auf das Ende seines Sets zu. Das Beste aber kommt zum Schluss. Bei „Sugar Bee“ können sämtliche Musiker noch einmal zeigen, was sie können. Jedes Einzelsolo wird vom Publikum mit tobenden Beifall honoriert, genauso wie die Gesamtleistung von Jo-El Sonnier und Band. Stehende Ovationen und ein lang anhaltender Endapplaus sind ein Zeichen für eine hervorragende Show im Zeichen von Louisiana.

Miranda Lambert:

Bevor der letzte Headliner präsentiert wird, kommt noch der Veranstalter der County Night Gstaad Marcel Bach auf die Bühne. Sein Dank gilt dem Publikum, das es immer wieder möglich macht, diese Veranstaltung abzuhalten. Natürlich dankt er auch dem Management der Künstler und selbstverständlich auch den Sponsoren, ohne die es natürlich auch nicht geht. Nun übernimmt wieder Moderator Jürg Hofer und kündigt den Hauptact des Abends an. Miranda Lambert aus Texas ist ebenfalls schon mal in der Schweiz gewesen und kennt das Galazelt schon. Auch Sie braucht nicht lange, um das Publikum für sich zu gewinnen. Miranda und ihre acht Bandkollegen ziehen alle Register und präsentieren Songs aus allen Alben. Dabei erleben wir ältere Titel wie „Famous in a small town“ über „Vice“ bis hin zu aktuellen Songs wie „Bluebird“ und „Automatic“. Miranda und Band nehmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch alle Stile – mal uptempo, mal balladesk. Emotional wird es bei „The house that built me“, musikalisch nur von einer akustischen Gitarre begleitet. Mit dem Titel „Tequila does“ wird es lustig im Galazelt. Miranda und Band feixen und man merkt hier wieder einmal, welche Spielfreude alle ausstrahlen. Eine kleine Sequenz des Songs „Tequila“ von den Champs treibt ebenfalls das Publikum zum Mitmachen an. Die Show ist ein gut abgestimmtes Auf und Ab der Emotionen. Nach der flotten Nummer „Only prettier“ folgt die Ballade „Tin man“, diesmal nur begleitet von einem wundervollen Piano. Die Zeit vergeht immer viel zu schnell und so nähern wir uns auch bei Miranda dem Ende ihrer Countryshow. Mit „Gunpowder and Lead“ geht noch einmal die Post im Galazelt ab. Den Abschluss bildet der Titel „Drunk (And I don’t wanna go home)“. Den Song hat sie zusammen mit Elle King aufgenommen. Zwar ist Elle King nicht mit in Gstaad dabei, aber Mirandas Backgroundsängerin Gwen Sebastian ist hier wunderbar eingesprungen. Natürlich erhält auch Miranda Lambert tobenden Applaus und stehende Ovationen für ihre Show, die viel zu schnell vorbei ging. Moderator Jürg Hofer übernimmt nun noch einmal das Mikrofon und verabschiedet das Publikum. Außerdem weist er auf die Country Night 2024 hin, welche ein Jubiläum sein wird und man sich auf etwas Besonderes freuen könne.

Fazit:

Erneut haben Marcel Bach und sein Team eine fabelhafte Country Night auf die Beine gestellt. Die Mischung aus klassischer Countrymusic kombiniert mit Cajun und Cydeco, fein abgeschmeckt mit wundervollem Texas-Country ist auch dieses Jahr wieder voll aufgegangen. Nun freuen wir uns auf die Jubiläumsausgabe im nächsten Jahr. Sicherlich werden wir auch da nicht enttäuscht werden.

Rainer M. Pech
für COUNTRYMUSIC24.COM


erstellt am 11.09.2023 von mit Rainer
 
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